
Der Wahlkampf der Tiere |
05.12.2006 |
Buchbesprechung des Kinderbuches „Ich bin für mich: Der Wahlkampf der Tiere“
![]() |
Cover des Buches "Ich bin für mich" |
Was folgt, ist ein Wahlkampf, wie ihn die Tierwelt noch nicht erlebt hat! Denn kaum hat sich die Maus als Kandidatin aufstellen lassen, möchten die anderen natürlich nicht zurückstehen – und überbieten sich gegenseitig mit blumigen Wahlversprechen. „Schluß mit der Freizeit!“ und „Arbeit ohne Ende!“, verspricht die Ameise. Einen Flughafen mit 4 Landebahnen verspricht der Vogel Strauß. Und der Schäferhund ist für Recht und Ordnung und möchte alles und jeden an die Leine legen! Dabei lässt sich jedes Tier von seinen eigenen Interessen leiten. Nicht umsonst fordert die Katze Mäuse zum Frühstück, zu Mittag und zu Abend! Während die Maus die Verhältnisse umkehren und ihrerseits die Katzen fressen möchte!
Es kommt, wie es kommen muss: Bei der Wahl stimmt jeder für sich selbst! Und damit ist Chaos vorprogrammiert. Kein Gesetz gilt mehr, jeder beißt jeden. Und bald sind die stolzen „Wahlgewinner“ trotz Krone ziemlich angeschlagen: Die Katze hat ein blaues Auge, der Fuchs ein Holzbein, und das Schaf ist von Kopf bis Fuß mit Pflastern übersät.
Was tun in dieser verfahrenen Situation? Die Tiere beschließen Neuwahlen - und krönen diesmal den Karpfen zum König! Zwar ist dessen Rede schwer verständlich (in den Ohren der anderen nur ein „Blubbern“) - seine Ideen sind aber gut. Der Karpfen plant nämlich einen Stausee, und das bedeutet: Wasser für alle! „Ich bin für mich“ ist ein vielschichtiges Bilderbuch. Zuerst lacht man über die politischen Vorstellungen der Tiere - und über ihre grenzenlose Eitelkeit. Köstlich zum Beispiel das selbst gemalte Wahlplakat des Löwen – und sein verdutztes Gesicht, als das Plakat der Maus ungefähr zehnmal so groß ist!
Schon bei der geheimen Abstimmung sehen die Tiere allerdings weniger harmlos aus. Und das Chaos nach der Wahl ist regelrecht erschreckend: Zu viele Krallen, zu viele spitze Zähne sieht man da – und das Ganze vor tiefschwarzem Hintergrund. Gut, dass die Neuwahlen besser klappen! Und doch – das „Happy End“ hat seine Tücken. Zwar hat mit dem Karpfen ein Außenseiter gewonnen – noch dazu „verdient“, weil sein Stausee allen nützt. Den Wahlsieg verdankt er aber auch der Tatsache, dass die anderen noch „erschöpft“ vom ersten Wahlgang sind: Sie haben buchstäblich „keine Lust mehr, König zu spielen“. Zu Beginn ist der Löwe der einzige Kandidat – am Ende ist es der Karpfen. Ist also alles wieder beim Alten? Oder haben die Tiere doch dazugelernt? „Ich bin für mich“ eignet sich gut, um Kinder im Grundschulalter an solche Fragen heranzuführen. Es ist für den Gustav-Heinemann-Friedenspreis nominiert, als eine erste Lektion „in Sachen Demokratie“.
Martin Baltscheit wurde 1965 in Düsseldorf geboren, wo er auch heute lebt. Er studierte an der Folkwang-Schule in Essen Kommunikationsdesign. 1996 wurde er für den Max & Moritz-Preis als bester deutscher Comiczeichner nominiert. Er hat zahlreiche Bilderbücher illustriert und geschrieben und Theaterstücke, Hörspiele, Trickfilme und eine CD-Rom für Kinder veröffentlicht.
Christine Schwarz wurde 1974 in Langenfeld geboren und lebt in Düsseldorf. Sieben Jahre lang arbeitete sie als Krankenschwester auf einer Station für Knochenmarktransplantation in Essen. Heute befindet sie sich in der Ausbildung zur Gemälderestauratorin. „Ich bin für mich“ ist ihre zweite Arbeit an einem Bilderbuch für Kinder.
Zum Buch:
Zum Buch: Martin Baltscheit ; Christine Schwarz: Ich bin für mich. Der Wahlkampf der Tiere.
Zürich : Bajazzo-Verl., 2005
32 S.: überw. Ill., 12,90 EUR
Nominierungsliste zum Gustav-Heinemann-Friedenspreis 2006
Autorin: Gretel Unterstenhöfer
Redaktionskontakt: redaktion@lesen-in-deutschland.de