
Ein unverwechselbarer Ort |
26.07.2006 |
Der Besuch der Mediathek Neckarsulm ist ein besonderes Erlebnis
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Die Mediathek Neckarsulm Foto: www.dietmar-strauss.de |
Stadtbücherei mit Magnetfunktion
Die Planungen für den Neubau der Neckarsulmer Stadtbücherei begannen Ende der 90er Jahre. Die ehemalige Stadtbücherei wurde zwar von den treuen Kunden gut genutzt, aber „die in die Jahre gekommene Stadtbücherei in wenig zentraler Lage außerhalb der Innenstadt hatte in Bezug auf die Einwohnerzahl wenig aktive Leser“, bedauerte Ursula Jaksch, Leiterin der Stadtbücherei. Im Rahmen des Revitalisierungskonzepts für die Innenstadt sollte die Stadtbücherei in die attraktive Zentrumslage verlegt werden. Davon versprach man sich, „dass sie eine Magnetfunktion entwickeln und als wichtiger Anziehungspunkt zur Belebung der Neckarsulmer Innenstadt beitragen würde“, formulierte der Baubürgermeister Klaus Grabbe 1998. Die Bauarbeiten begannen im Februar 2002, im Juli 2004 wurden sie beendet. Am 25. Juli 2006 feierte die Mediathek ihren zweiten Geburtstag und kann sich ungebrochen über ihr Ergebnis freuen. Sie ist zu einem zentralen Treffpunkt für Jung und Alt geworden und kann im Vergleich zur alten Stadtbücherei eine Steigerung der Ausleihen um 66 Prozent auf 1200 Medien pro Tag sowie einen Besucheranstieg um 175 Prozent, das sind 450 Besucher täglich, verbuchen.
Das Leitbild der Mediathek
Verantwortlich dafür ist neben der herausragenden Architektur ein ausgefeiltes Konzept. Schon vor bzw. parallel zu den Bauarbeiten wurden wesentliche Merkmale als Zielvorgaben festgelegt: Die neue Mediathek sollte eine Begegnungsstätte für alle Bürgerinnen und Bürger werden, sich als Auskunftsort in der Informationsgesellschaft verstehen, ein zeitgemäßes Medianangebot vorweisen können und ein besonderes Augenmerk auf die Zielgruppe Kinder richten. Die Umbenennung in Mediathek war dabei wegweisend. In Abgrenzung zur Bibliothek hebt die Mediathek von vornherein die Multimedialität hervor. Verschiedene Medien sollen gleichberechtigt und vielfältig benutzt werden können. Der Anteil der Non-Book-Medien am Gesamtbestand beträgt derzeit 13 Prozent und wird kontinuierlich ausgebaut.
Atmosphäre zum Wohlfühlen
Die ansprechende Architektur, die großen, hellen Räume schaffen eine Atmosphäre, die zum Wohlfühlen und Verweilen einladen. Das vielfältige Angebot sorgt für die notwendige Inspiration. Durch die Aufteilung der Mediathek in zwei Gebäude werden lebhafte und ruhige Zonen voneinander getrennt. Der Nordbau, wegen seiner geschwungenen Fassade auch „Banane“ genannt, bietet viel Platz für den kommunikativen Bereich. Das Lesecafe mit Zeitschriftenecke, der Internetbereich sowie die AV-Medien sind hier untergebracht. Gerade Jugendliche fühlen sich hier sehr wohl und nutzen diesen Aufenthaltsbereich häufig. Über einen Glassteg gelangt man in den Südbau, die „Bücherkiste“. Hier liegt der ruhige Bereich der Mediathek. Bücher, CD-Roms, Sachfilme und Kindermedien sind hier zu Hause. Arbeitsplätze, Konferenztische und bequeme Sessel bieten für jeden die passende Umgebung. Das hoch motivierte Mitarbeiterinnenteam, ihre Freundlichkeit und Servicebereitschaft runden die Wohlfühlatmosphäre ab und machen das Verweilen zu einem einmaligen Erlebnis. „Regelmäßige Besprechungen und Teamtage schärfen den Blick für die Bedürfnisse der Leser, Fortbildungen zu Kommunikation und Kundenservice vermitteln die entsprechenden Fertigkeiten“, berichtet Mediatheksleiterin Ursula Jaksch.
Ein umfassender und aktueller Bestand
Die Mediathek versteht sich in der Informationsgesellschaft als Auskunftsort, als Anlaufstelle für Ratsuchende. Sie stellt ein zeitgemäßes Medienangebot mit derzeit 48 000 Medien bereit. Ein Mix aus Sachbüchern, Romanen, Kinder- und Jugendbüchern, Musik- und Literatur-CDs, Kinderkassetten und -CDs, DVDs, CD-Roms, Videos, Spielen und Internet sorgen für ein umfassendes Angebot. Schwerpunkte bilden Alltagsinformationen und Ratgeberliteratur zu den Bereichen Lebensgestaltung, Beruf und Freizeit sowie schülerrelevante Literatur. Um das Medienangebot stets attraktiv zu halten, werden ständig veraltete und beschädigte Medien aussortiert und durch aktuelle Neuerwerbungen ersetzt. „Im Jahr 2005 haben wir insgesamt 7.335 neue Medien gekauft, das sind rund 600 Neuerwerbungen pro Monat bzw. 141 pro Woche!“, so die beeindruckenden Zahlen des Mediatheksteams. Mit Hilfe einer fachkräftig besetzten Informationstheke, einer übersichtlichen Systematik und bequemen Recherchemöglichkeiten finden sich die meisten Kunden sehr gut zurecht. Vier Internetplätze, ein PC-Arbeitsplatz mit Office-Programmen, Scanner und Drucker runden das Angebot ab und sind besonders für Jugendliche attraktiv. Die Mediatheksleiterin berichtet stolz, dass „34 Prozent der Einwohner Neckarsulms im Alter von 15 und 18 Jahren aktive Leser in der Mediathek sind“. Diese Zahl liegt weit über dem Bundesdurchschnitt. Für die Betreuung der Internet-Plätze hat sich das Mediatheksteam aufgrund mangelnder Personalressourcen mit Unterstützung des Jugendreferats der Stadt Neckarsulm etwas Besonderes ausgedacht. Ehrenamtliche „Internet-Scouts“ im Alter von 12 bis 16 Jahren helfen unter Betreuung einer medienpädagogischen Aushilfskraft den Besuchern bei Recherchen, geben Internet-Einführungen und achten auf die Einhaltung der Regeln an den Terminals.
Leseförderung bei Kindern wird groß geschrieben
Einen besonderen Schwerpunkt in der Mediathek bildet die Leseförderung für Kinder. Dazu wurde eine großzügige Kinderabteilung eingerichtet, die ein reichhaltiges Angebot an Büchern und anderen Medien für Kinder von zwei bis zwölf Jahren bereithält. Gesellschaftsspiele und Multimedia-PCs mit Kindersoftware laden zum Spielen und Lernen ein. Eine Glaswand, die den Bereich vom Rest der „Bücherkiste“ abtrennt, sorgt für ungestörten, lauten Spielgenuss. Das Team der Mediathek ist davon überzeugt, dass Öffentliche Bibliotheken eine wichtige Rolle bei der Leseförderung und Entwicklung der Medienkompetenz von Kindern spielen. Sie sehen es deshalb als eine ihrer wichtigsten Aufgaben an, bei Kindern die Lust am Lesen und das Interesse am Umgang mit den Medien zu wecken. Neben den umfassenden Medienbeständen in der Kinderabteilung bieten sie deshalb regelmäßig Veranstaltungen für Kinder an. Autorenlesungen, Bastelnachmittage, Theatervorführungen, Literatur-Workshops und sogar englischsprachige Vorlesestunden stehen auf dem Programm. Immer wieder beliebt sind auch die Lesenächte, in der jedes Kind zwischendurch auch einmal die Möglichkeit hat, auf eigene Faust das Angebot der Mediathek zu erkunden und ausgiebig zu schmökern. Großen Wert legt die Mediathek auch auf Kooperationen mit Kindergärten und Schulen. Jede Woche kommen Klassen zu Führungen in die Mediathek. Für Ältere werden auch Schulungen zur Literatur- und Internetrecherche angeboten und für bestimmte Unterrichtsthemen oder Projekte stellt die Mediathek gerne thematische Medienboxen und Bücherkisten und auch Klassensätze zusammen. Dank dieses hervorragenden Angebots sind schon über 50 Prozent der Neckarsulmer Kinder zwischen sechs und 15 Jahren aktive Leserinnen und Leser in der Mediathek geworden. „Die Angebote im Bereich Leseförderung und Medienkompetenz erreichen offensichtlich ihre Zielgruppe“, freut sich Ursula Jaksch über den großen Erfolg.
Ein Besuch lohnt sich
Doch auch die Fachwelt nimmt die neue Mediathek in Baden-Württemberg sehr gut an. Seit der Eröffnung haben allein 60 Bibliotheksleiter aus dem Regierungsbezirk Stuttgart das neue Informations- und Kommunikationszentrum besichtigt. Ganze Bibliotheks-Teams aus der Umgebung besuchen die Mediathek, um Anregungen für den eigenen Neubau oder eine anstehende konzeptionelle Neuorientierung zu sammeln. Selbst die Kundenzeitschrift der Stadtbücherei Basel stellte den Neckarsulmer Bibliotheksneubau in der Rubrik „Blick über die Grenze“ vor.
Doch ob für Kinder, Jugendliche oder Erwachsene, ob aus der nahen Umgebung oder der weiten Ferne: Das reichhaltige und gut sortierte Medienangebot in dieser besonderen Architektur und Wohlfühlatmosphäre macht den Besuch der Neckarsulmer Mediathek immer zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Autorin: Petra Schraml
Redaktionskontakt: schraml@digitale-zeiten.de