
Krönung mit klatschendem Publikum |
06.12.2022 |
„Lese-Krone“ für die beste Vorleserin
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Krönung der Lesekönigin © Laura Stoll, FBK |
Wie der Lesewettbewerb um die „Lese-Krone“ aufgebaut ist, was es für die Teilnahme am großen Finale braucht und welche Lektüre es zu hören gab, erklären uns Sandra Heuchel, Geschäftsführung des Friedrich-Bödecker-Kreises in Sachsen-Anhalt e. V., und die diesjährige Lesekönigin Swenja. Sie verrät auch, warum sie an dem Wettbewerb teilgenommen hat und was ihrer Meinung nach ein großartiges Buch ist, das andere Kinder unbedingt lesen sollten.
Liebe Frau Heuchel, wie ist der mehrstufige Lesewettbewerb aufgebaut und welche Initiativen sind in die Austragung der „Lese-Krone“ eingebunden?
Sandra Heuchel: Der FBK veröffentlicht zu Beginn jeden Jahres in Kooperation mit der Landesfachstelle für öffentliche Bibliotheken Sachsen-Anhalts den Teilnahmeaufruf, der allen Grundschulen des Landes empfiehlt, bis zu einem vorgegebenen Stichtag (spätesten letzter Schultag vor den Sommerferien) den oder die „Schul-Lese-König*in“ der 3. Klassen zu ermitteln. Unter Nutzung bereits bestehender regionaler Strukturen ermitteln anschließend die Landkreise (bzw. kreisfreien Städte) den oder die „Stadt- oder Landkreis Lese-König*in“. Hierbei spielen vor allem die Bibliotheken eine wichtige Rolle. Angestrebt wird, dass alle Kreise und kreisfreien Städte die jeweilige*n Lese-König*innen ermitteln. Diese 14 regionalen Lese-König*innen werden schließlich vom FBK zu einer zentralen Veranstaltung an einen bedeutsamen und interessanten Ort eingeladen, um den oder die beste Vorleser*in zu küren und die „Lese-Krone“ des Landes Sachsen-Anhalt großen Finale zu verleihen.
Der Weg zum Landesfinale des Lesewettbewerbs ist ereignisreich und bereits von einigen Gewinnen geprägt: Die Schüler*innen beginnen in ihrer eigenen Klasse, nehmen anschließend an ihrem Schulwettbewerb teil, werden in die regionalen Vorausscheide geschickt und, wenn sie die Jury in allen drei Runden für sich gewinnen konnten, dürfen sie schließlich am großen Finale teilnehmen. Die Teilnahme bleibt in allen Wettbewerbsrunden freiwillig und wird von großer Freude seitens der Drittklässler*innen begleitet. In diesem Jahr wurde das Finale im Goethe-Theater in Bad Lauchstädt ausgetragen und medial vom MDR begleitet. Eine besondere Kulisse für die jungen Finalist*innen, die auch einen Eindruck davon vermittelt, welche Bedeutung der „Lese-Krone“ in Sachsen-Anhalt zukommt.
Die Jury besteht aus einem Mitglied der Landesfachstelle für öffentliche Bibliotheken, einer Bibliothekar*in, einem Vorstandsmitglied des Friedrich-Bödecker-Kreises e. V., einer Lehrkraft der jeweiligen Projektschule des Jahres sowie der Lesekönig*in des Vorjahres – , die nun die Seite wechseln darf und die Krone an die nächste Generation weitergibt.
Wie läuft das Live-Finale ab und aus welchen Büchern wurde in diesem Jahr vorgelesen?
Sandra Heuchel: Das Finale besteht aus zwei Runden: einer Wahltext-Runde und einer Pflichttext-Runde. Für die erste Aufgabe, das Präsentieren und Vorlesen aus einem eigenen Buch bringen die 14 Finalist*innen Textstellen aus einem Buch mit, das sie selbst ausgewählt und auf das sie sich entsprechend vorbereitet haben. Die Beiträge werden jeweils von einer kurzen Präsentation der Lektüre eingeleitet und dauern je 3 Minuten. Vorgaben für die Wahl des Buches macht der FBK nicht. In dieser Runde werden a) Buchvorstellung, b) Lesetechnik, c) Textverständnis und d) Textgestaltung bewertet. Darauf folgt die zweite Aufgabe: das Vorlesen eines Pflicht-Textes. Hier sucht die jeweilige Projektschule ein Buch aus und legt gleich lange Leseabschnitte für die vorlesenden Kinder fest. Die Kinder erhalten den Text unmittelbar vor dem Vorlesen und haben keine Vorbereitungszeit. Für den Pflicht-Text erhalten sie 1,5 Minuten Vorlesezeit. Schafft es ein Kind, den ganzen Text vor dem Ablauf der Zeit vorzulesen, ist das super. Wenn man es nicht schafft, ertönt nach 1,5 Minuten eine Glocke und das nächste Kind ist dran. In der zweiten Runde geht lediglich der Gesamteindruck in die Schlussbewertung ein. In diesem Jahr suchte die Projektschule – die Grundschule „Am Elbdamm“ aus Magdeburg – das Buch „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ von Andreas Steinhöfel als Pflichttext aus. Die Punkte aus beiden Runden werden schließlich zusammengerechnet und das Kind mit den meisten Punkten gewinnt. Bei gleicher Punktezahl geben die vergebenen Punkte bei der Pflichttext-Runde den Ausschlag.
Liebe Swenja, Du bist die diesjährige Lese-Königin. Hat es Dir gefallen, am Lesewettbewerb „Lese-Krone“ teilzunehmen?
Swenja: Ja, mir hat die Teilnahme viel Spaß gemacht. Von Wettbewerb zu Wettbewerb wurden die Vorleser ja immer besser und ich immer gespannter auf den unbekannten Text. Viel üben konnte ich ja dafür auch nicht und deshalb war es immer sehr aufregend, welches Buch und welche Stelle daraus ich vorlesen sollte.
Welches Buch hast Du ausgewählt und warum?
Swenja: Ich habe aus dem Buch „Find me in Paris“ von Carola Wimmer vorgelesen. Mir gefällt es, weil es in dem Buch viel ums Tanzen und die Musik geht und beides zu meinen Hobbys gehört. Meine Mama hat mir das Buch gekauft, weil ich nicht aufhören konnte, diese Serie zu schauen und dann konnte ich nicht aufhören, das Buch zu lesen. Ich habe es mehrmals gelesen und deshalb kam für mich nur dieses Buch für die „Lesekrone in Merseburg“ in Frage. Und weil ich dann weitergewählt wurde, wollte ich es allen anderen Kindern auch vorstellen.
In dem Buch geht es um eine junge Prinzessin namens Lena, die eigentlich aus dem Jahr 1905 ist und versehentlich durch eine Zeitreise im 21. Jahrhundert gelandet ist. Ich fand es lustig, wie sie in der heutigen Zeit klarkommen muss und spannend, wie sie und ihre neuen Freunde durch die Zeit reisen. Das wäre cool, wenn ich das auch könnte. Meine Freundinnen und ich haben viel darüber gerätselt, wie es weitergehen könnte. Sie haben die Bücher auch alle gelesen und natürlich die Serie geguckt.
Wie ging es Dir, als Du am großen Finale im Goethe-Theater in Bad Lauchstädt teilgenommen hast?
Swenja: Als ich die Lesekrone vom Saalekreis in Teutschenthal gewonnen hatte, fing dann schon eine aufregende Zeit an. Auf einmal war ich in der Zeitung und ganz viele Leute, auch welche, die ich gar nicht kenne, haben mir gratuliert und ich habe auch das Buch „Das doppelte Lottchen“ von jemanden aus unserem Dorf geschenkt bekommen. Besonders aufregend war der letzte Wettbewerb in Bad Lauchstädt, weil da der MDR dabei war und gefilmt hat. Aber der Moderator hat immer Spaß mit uns gemacht, das fand ich richtig gut. Hinterher habe ich ein Interview im Radio gegeben, das war auch richtig spannend, weil das gleichzeitig im Radio lief.
Ich fand es richtig toll auf der Bühne. Mir hat es sehr gefallen, den vielen Menschen etwas vorzulesen und als die dann geklatscht haben - das war super. Das würde ich gerne noch einmal machen.
Welches Buch hast Du im Finale vorgestellt und welches großartige Buch kannst Du anderen Kindern empfehlen?
Swenja: Ich mag am liebsten Fantasy Bücher. Als Erstes würde ich Mädchen natürlich „Find me in Paris“ empfehlen. Zurzeit lese ich die „Woodwalkers“ Bücher. Die finde ich auch richtig spannend, denn die Welt der Woodwalker steckt voller Rätsel und Gefahren. Davon gibt es sehr viele Bände und die gehen dann auch mit „Seawalker“ weiter.
Ich denke, viele Kinder mögen solche Bücher. Bei den Lesewettbewerben haben viele Kinder Bücher mit magischen Geschichten ausgesucht und daraus vorgelesen.
Von Swenjas Mutter Annett, die als Zuhörerin aus dem Publikum mitfieberte, erfahren wir, dass alle Kinder sehr gut auf den Wettbewerb vorbereitet waren und voller Leidenschaft ihre Bücher vorstellten. „Sogar Plakate wurden zu den Büchern erstellt und richtige Buchvorstellungen mit Punktevergabe gemacht“, erzählt sie. Die große Herausforderung sei für alle Kinder der unbekannte Text gewesen, den die Jury auswählt und auf den sich die Teilnehmenden daher nicht vorbereiten konnten. Wenn dieser schließlich vor der Jury, den Eltern und anderen Zuhörer*innen vorgelesen wurde, sei die Nervosität der Kinder spürbar gewesen.
Annett ist von der „Lese-Krone“ begeistert: „Wir als Familie fanden alle Veranstaltungen in den Bibliotheken sehr schön und die Krönung der Königin war natürlich das i-Tüpfelchen. Das wurde bei allen Veranstaltungen wirklich bis zum Schluss spannend gemacht“. Wir erfahren, dass die vorherigen Wettbewerbsrunden in öffentlichen Bibliotheken in Merseburg und Teutschthal stattgefunden haben – Orte, die die Familie zuvor nie besucht hatte und durch den Wettbewerb kennenlernen durfte. Auch das ist eine Stärke der „Lese-Krone“, die Teilnehmenden mit Bibliotheken, einem vielfältigen Literaturangebot und dem Stöbern durch die langen und vollgepackten Bücherregale vertraut zu machen. „Wir werden das Angebot der Bibliotheken ganz sicher nutzen“, ergänzt Annett.
Über das Projekt:
Der Vorlesewettbewerb „Lese-Krone“ ist eine Institution der Leseförderung in Sachsen-Anhalt: Um dem Erwerb der Lesekompetenz einen spielerischen Anreiz zu bieten, organisiert der Friedrich-Bödecker-Kreis in Sachsen-Anhalt e. V. (FBK) gemeinsam mit der Landesfachstelle für öffentliche Bibliotheken seit 14 Jahren diesen landesweiten, mehrstufigen Vorlesewettbewerb für Schüler*innen der 3. Klassen aller Grundschulen im Bundesland. Die erste Wettbewerbsrunde fand 2008 statt und wurde seitens der Lehrkräfte und Grundschüler*innen so positiv aufgenommen, dass die Teilnahmezahlen kontinuierlich anwuchsen und bis heute auf einem hohen Niveau stabil sind.
Die „Lese-Krone“ ist nicht nur einer der erfolgreichsten und breitenwirksamsten Schulwettbewerbe in Sachsen-Anhalt, sondern bundesweit bekannt. Das große Finale wird durch eine ausgewählte Projektschule gestaltet und vorbereitet. In diesem Jahr wurde das Goethe-Theater in Bad Lauchstädt als Veranstaltungsort für das Landesfinale gewählt. Es fand am 17. November 2022 unter medialer Begleitung der Kooperationspartners MDR Sachsen-Anhalt statt. Der Fernsehbericht war sogar noch einige Tage nach der Ausstrahlung am Finaltag in der Mediathek des MDR abrufbar. Die Lesekönigin Swenja der Grundschule Klobikau aus dem Landkreis Saalekreis trägt die Lese-Krone bis zur nächsten Preisverleihung 2023.
Autorin: Marah Frech
Kontakt:
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