Bericht

Der 47. Buxtehuder Bulle geht an John Boyne

30.08.2018

„Der Junge auf dem Berg“ ist der Favorit der Jugendlichen




Preisentscheid am 28.08.2018
Preisentscheid am 28.08.2018
© Hansestadt Buxtehude
Der Autor John Boyne ist für sein Buch „Der Junge auf dem Berg“, übersetzt aus dem Englischen von Ilse Layer, mit dem renommierten deutschen Jugendbuchpreis Buxtehuder Bulle ausgezeichnet worden. Das Ergebnis der Jury-Entscheidung wurde am 28. August in einer öffentlichen Preisentscheidung im Stieglitzhaus in Buxtehude ausgezählt und verkündet. Damit setzte sich der deutliche Favorit der Jugendlichen auch in der Gesamtwertung der Jury durch.

„Ich freue mich sehr, dass „Der Junge auf dem Berg“ vor allem bei Jugendlichen so beliebt ist“, sagte Sibylle Bachar vom Fischer KJB Verlag, bei dem der Siegertitel erscheint. Bachar war extra zur öffentlichen Zeremonie in die Hansestadt gekommen. Bibliotheksleiterin Ulrike Mensching hatte gleich nach der Auszählung mit dem irischen Autor telefoniert. John Boyne zeigte sich begeistert von der Auszeichnung und versprach spontan, auf jeden Fall zur Preisverleihung nach Buxtehude zu kommen.

In seinem ausgezeichneten Roman setzt sich Boyne (nach dem Welterfolg „Der Junge im gestreiften Pyjama“) erneut mit dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte auseinander: Als Pierrot – Sohn einer Französin und eines Deutschen – seine Eltern verliert, nimmt ihn seine Tante zu sich in den deutschen Haushalt, in dem sie Dienst tut. Es ist keine gewöhnliche Zeit: Der zweite Weltkrieg steht unmittelbar bevor. Und es ist kein gewöhnliches Haus: Es ist der Berghof – Adolf Hitlers Sommerresidenz. Schnell gerät der Junge unter den direkten Einfluss des Führers. Um ihm seine Treue zu beweisen, ist er zu allem bereit – auch zum Verrat. (Fischer KJB Verlag, 304 S.)

Zur öffentlichen Preisentscheidung waren 150 Gäste gekommen. Die Schauspielerin Ruth Meyer führte durch den Abend, Schülerinnen und Schüler sowie einzelne Jury-Mitglieder ließen die Bücher lebendig werden. Alle nominierten Titel wurden präsentiert: Zu Neal Shustermans „Scythe: Die Hüter des Todes“ hatten Schülerinnen und Schüler der 8d des Gymnasiums Süd einen Film gedreht, Ruth Meyer las aus dem späteren Siegertitel vor, Clémentine Beauvais‘ „Die Königinnen der Würstchen“ wurde in einer kurzen Szene mit Zelt und Lastenfahrrad von Emily Ried, Paula Rommersbach und Minke van den Nienwendijk aufgeführt, den autobiografischen Text „Neonazi“ des anonymisierten Autors Timo F. las Juror Wolf Wenzel (mit dem Rücken zum Publikum und Kapuze über dem Kopf), „Marthas Widerstand“ von Kerry Drewery war von Jurorin Linn Schuback und Moritz Fürste (beide von TackerProductions) in einem Kurzfilm inszeniert worden, Jonathan Tietböhl und Ruth Meyer rahmten die Präsentation ein. Beeindruckend war die Gemeinschaftslesung (Auszüge aus Brigid Kemmerers „Der Himmel in deinen Worten“) von Malin Schmidtke und Siegrid Dörge.

„Die Idee von Winfried Ziemann – dem Erfinder dieses tollen Preises – lebt heute in ganz hervorragender Weise weiter“, sagte Buxtehudes Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt. Der Buxtehuder Buchhändler hatte den Literaturpreis 1971 initiiert, um Jugendliche für das Lesen zu begeistern und die Verbreitung guter Jugendbücher zu fördern. Alleinstellungsmerkmal: Die Entscheidung wird in gleichen Teilen von jugendlichen und von erwachsenen Laien getroffen. Organisiert worden war die Veranstaltung von der Leiterin der Stadtbibliothek Ulrike Mensching und ihrem Team.

Quelle: Pressemitteilung der Hansestadt Buxtehude

Nominierungen für den 47. Buxtehuder Bullen
Aus den deutschsprachigen Neuerscheinungen des Jahres 2017 hatte die 22-köpfige Jury Ende Juni 2018 sechs Titel für den Jugendliteraturpreis nominiert.

Die Königinnen der Würstchen
Von Clémentine Beauvais
Aus dem Französischen von Annette von der Weppen
Carlsen Verlag, 288 Seiten

Mireille, Astrid und Hakima wurden zu den Würsten des Jahres gewählt, der Preis für die hässlichsten Mädchen der Schule. Doch sie lassen sich nicht unterkriegen und planen einen Roadtrip per Fahrrad. Finanzieren wollen sie ihn mit Würstchenverkauf; das Ziel der Drei: Die Party zum Nationalfeiertag im Elysée-Palast crashen! Kritik an Mobbing und Schönheitswahn und gleichzeitig ein Feuerwerk an Esprit und Humor.

Der Junge auf dem Berg
Von John Boyne
Aus dem Englischen von Ilse Layer
Fischer KJB Verlag, 304 Seiten

Als Pierrot seine Eltern verliert, nimmt ihn seine Tante zu sich in den deutschen Haushalt, in dem sie Dienst tut. Aber dies ist keine gewöhnliche Zeit: Der zweite Weltkrieg steht unmittelbar bevor. Und es ist kein gewöhnliches Haus: Es ist der Berghof – Adolf Hitlers Sommerresidenz. Schnell gerät der Junge unter den direkten Einfluss des Führers. Um ihm seine Treue zu beweisen, ist er zu allem bereit – auch zum Verrat. Ein brandaktuelles Buch über Indoktrination und Manipulation der Schwachen. Es geht auch der Frage nach: Wie wird man zum Täter?

Marthas Widerstand
Von Kerry Drewery
Aus dem Englischen von Sabine Bhose
Lübbe One Verlag, 447 Seiten

In einer Zukunft ohne Richter ist Martha des Mordes angeklagt und sitzt in der ersten von sieben Zellen. Sieben Tage lang stimmt das gesamte Volk darüber ab, ob sie freigesprochen oder in die nächste Zelle verlegt wird. Die Zellen werden dabei immer kleiner, genauso wie Marthas Chancen auf einen Freispruch. Denn die Umfragen zeigen, dass der Großteil der Bevölkerung sie sterben sehen will. Doch was wäre, wenn Martha genau darauf spekuliert? Ein Roman über Recht und Moral.

Neonazi
Von Timo F.
Arena Verlag, 232 Seiten

Timo war Neonazi. Obwohl er für die Ideologie nie etwas übrig hatte, landet er als Vierzehnjähriger in der rechten Szene: Er hört Neonazi-Musik und läuft auf Demonstrationen mit. Er liebt die öffentliche Rebellion und die Anerkennung, die er unter den Gleichgesinnten erfährt. Bald gewinnt er Kameraden für militärische Zeltlager, steigt zum Leiter einer rechten Ortsgruppe auf und wirbt voller Begeisterung Gleichaltrige an. Doch als er ins Visier des Staatsschutzes gerät, kommen ihm erste Zweifel: Ist das wirklich der Lebensweg, den er einschlagen will? Das Buch gewährt Einblicke in die deutsche Neonazi-Szene und die Mühen auszusteigen – ohne erhobenen Zeigefinger.

Der Himmel in deinen Worten
Von Brigid Kemmerer
Aus dem amerikanischen Englisch von Henriette Zeltner
HarperCollins ya! Verlag, 352 Seiten

Juliet und ihre Mutter Zoe haben sich ihr Leben lang Briefe geschrieben. Denn Zoe ist Fotografin und fast das ganze Jahr in Katastrophengebieten unterwegs. Doch eines Tages wird Zoe auf dem Nachhauseweg in einen Autounfall verwickelt und stirbt. Tief in ihre Trauer versunken, kann Juliet selbst nach dem Tod ihrer geliebten Mutter nicht mit dem Schreiben aufhören. Die Briefe legt sie an Zoes Grab. Doch dann erhält Juliet plötzlich eine Antwort auf eine ihrer Nachrichten. Ein Todesthema kombiniert mit einer vorsichtigen Liebesgeschichte: Emotional und authentisch.

Scythe: Die Hüter des Todes
Von Neal Shusterman
Aus dem amerikanischen Englisch von Kristian Lutze und Pauline Kurbasik
Fischer Sauerländer Verlag, 528 Seiten

Citra und Rowan werden als sogenannte Scythes auserwählt. Da die Bevölkerung unsterblich ist, keine Kriege oder Krankheiten mehr existieren, müssen die Scythes töten, um das Gleichgewicht zu bewahren. Die Scythes sind nur ihrem Gewissen verantwortlich, wen sie „nachlesen“. Ein hoher Ehrenkodex herrscht vor, aber nicht alle halten sich an ihn. Citra und Rowan kämpfen gegen böse Machenschaften und für ihre Liebe.


Über den Buxtehuder Bullen
Nach dem friedfertigen Stier Ferdinand aus dem 1937 erstmals publizierten Buch „The Story of Ferdinand“ von Munro Leaf ist der Jugendbuchpreis Buxtehuder Bulle benannt. 1971 initiierte der Buxtehuder Buchhändler Winfried Ziemann den Preis, um Jugendliche für das Lesen zu begeistern und die Verbreitung guter Jugendbücher zu fördern. Eine paritätisch zusammengesetzte Jury aus elf Jugendlichen und elf Erwachsenen entscheidet über das Preisbuch. Auswahlkriterien sind literarische Qualität, Lektürevorlieben Jugendlicher sowie Themen, die Jugendliche und Literaturexperten gemeinsam bewegen. Im Stadtbild von Buxtehude werden die Preisträgerinnen und Preisträger in Form einer Messingplatte auf dem sogenannten BULLEvard verewigt.

Kontakt:
Ulrike Mensching
Stadtbibliothek Buxtehude
Fischerstraße 2
21614 Buxtehude
Tel.: (04161) 99 90 6-0
E-Mail: u.mensching@stadt.buxtehude.de
Internet: www.buxtehuder-bulle.de


Redaktionskontakt: schuster@dipf.de