
KIM-Studie 2016: Bücher und Lesen |
06.03.2017 |
Untersuchung des Medienverhaltens von 6- bis 13-Jährigen in Deutschland
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Titelseite der KIM-Studie 2016 © Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) |
Wir veröffentlichen nachfolgend mit freundlicher Genehmigung das Kapitel „Bücher und Lesen“ (S. 21 bis 25). Die gesamte Studie steht zum Download zur Verfügung unter www.mpfs.de.
Bücher und Lesen
1. Nutzungsfrequenz und Präferenzen
Die Fähigkeit zu Lesen schafft in unserer Gesellschaft Zugang zu Informationen, Wissen und Bildung, ermöglicht aber auch den Zugang zu Geschichten und Fantasie-Welten. Dabei stärkt das freiwillige Lesen in der Freizeit ebenso die Lesekompetenz wie die Lektüre, die im Rahmen des Schulunterrichts angeeignet werden muss. Die Untersuchung des Leseverhaltens, wie es in der KIM-Studie erhoben wird, fokussiert auf das Lesen in der Freizeit, also die selbstbestimmte, freiwillige Nutzung von Büchern und die Integration des Lesens in den Alltag. Insgesamt gehören 48 Prozent der Sechs- bis 13-Jährigen in ihrer Freizeit zu den regelmäßigen Lesern (mind. einmal pro Woche), 84 Prozent greifen zumindest selten zum Buch. 16 Prozent der Kinder lesen hingegen überhaupt nicht in ihrer Freizeit. Mädchen zählen mit 59 Prozent deutlich häufiger als Jungen (39 %) zu den regelmäßigen Lesern. Analog dazu gibt es unter Mädchen (11 %) auch nur halb so viele Nichtleser wie unter Jungen (21 %).
Im Altersverlauf nimmt der Anteil der regelmäßigen Leser, die mindestens einmal pro Woche zum Buch greifen, zunächst zu (6-7 Jahre: 43 %, 8-9 Jahre: 53 %, 10-11 Jahre: 55 %) und fällt dann angesichts der weiteren Optionen der – nonmedialen wie medialen – Freizeitgestaltung bei den Zwölf- bis 13-Jährigen (44 %) wieder auf dasselbe Niveau wie bei den Jüngsten ab.
Grafik: Bücher lesen: Nutzungsfrequenz 2016
Dass Bücher für Sechs- bis 13-Jährige auch heute noch ein faszinierender Beschäftigungsgegenstand sind, zeigt auch das generelle Interesse am Thema Buch. Knapp jedes zweite Kind (47 %) gibt an, am Thema „Bücher und Lesen“ interessiert zu sein. 52 Prozent der Kinder lesen gerne oder sehr gerne. Die höhere Affinität der Mädchen zeigt sich auch bei der Beliebtheit des Lesens – für dreimal so viele Mädchen wie Jungen ist Lesen eine sehr beliebte Freizeitaktivität (2014: Mädchen: 28 %, Jungen: 12 %).
Grafik: Wie gerne liest du Bücher? (ohne Schulbücher)
Zum Zeitpunkt der Befragung geben 47 Prozent der generell lesenden Kinder (n=1.031) an, gerade ein Buch zu lesen. Auch an dieser Stelle trifft dies mit 57 Prozent auf mehr Mädchen zu als auf Jungen (37 %). Auf Platz eins der genannten Titel steht mit acht Prozent der Nennungen „Harry Potter“, gefolgt von „Die drei Fragezeichen“ (5 %) und „Gregs Tagebuch“ (4 %). Auf den übrigen Plätzen finden sich die „Fünf Freunde“, „Das magische Baumhaus“ und „Hanni und Nanni“. Die Titel ähneln weitestgehend den Nennungen von 2014, wobei die Titel „Twilight“ und „Die Tribute von Panem“, die vor zwei Jahren noch relativ oft genannt wurden, in diesem Jahr kaum noch vertreten sind. Im Altersverlauf wird deutlich, dass die meisten Titel altersübergreifend interessant sind, während „Harry Potter“ erst für die älteren Kinder attraktiv wird.
Grafik: Bücher lesen 2016 „Liest du zurzeit ein Buch?“
Die Kinder, die zumindest selten lesen, wurden außerdem gefragt, ob sie auch ein Lieblingsbuch haben. Ein Drittel der Leser bejaht diese Frage (34 %), Mädchen haben mit 40 Prozent häufiger ein Lieblingsbuch als Jungen (28 %). Die Nennungen der Lieblingstitel stimmen weitgehend mit den aktuell gelesenen Titeln überein, zusätzlich finden sich die „Tribute von Panem“ sowie der Kinderbuchklassiker „Pippi Langstrumpf“ unter den liebsten Titeln.
Ob Kinder zuhause die Gelegenheit haben, Zugang zum Medium Buch zu finden, hängt deutlich vom formalen Bildungsgrad der Haupterzieher ab. Betrachtet man die Haushaltsausstattung mit Büchern, so sind in Haushalten mit Sechs- bis 13-Jährigen durchschnittlich 128 Bücher vorhanden, die Kinder selbst besitzen 25 Bücher. In Familien mit hoher formaler Bildung der Haupterzieher (Abitur/Studium) ist die hauseigene Bibliothek mit 208 Büchern (Eigenbesitz der Kinder: 32 Bücher) merklich größer als im Durchschnitt. Eltern mit mittlerem formalen Bildungsgrad haben 124 Bücher zuhause (Kinder: 27 Bücher), bei niedrigerer formaler Bildung beträgt die Anzahl der Bücher zuhause 72 Stück (Kinder: 18 Bücher). Mädchen (27 Bücher) besitzen nur geringfügig mehr Bücher als Jungen (24 Bücher).
Während die heimische Ausstattung mit Büchern eine Möglichkeit des Zugangs bietet, sind auch öffentliche Büchereien oder Bibliotheken eine Option für Kinder, mit Büchern und dem Lesen von Geschichten in Kontakt zu kommen. 44 Prozent aller Sechs- bis 13-Jährigen nutzen zumindest selten dieses Angebot. Dort werden dann nach wie vor hauptsächlich Bücher von den Kindern ausgeliehen, obwohl viele Einrichtungen ihr Angebot kontinuierlich um digitale Medien erweitern.
Grafik: Bücherei/Bibliothek 2016 „Wie häufig leihst du diese Dinge aus?“
Neben Büchern ist auch die Tageszeitung eine Variante des Zugangs zum Lesen in der Freizeit. 36 Prozent der Familien haben zuhause eine Tageszeitung abonniert. Acht Prozent der Sechs- bis 13-Jährigen lesen regelmäßig eine Tageszeitung (oder schauen sich diese an). Zumindest selten nutzt dann jedes vierte Kind eine Tageszeitung. Von diesen bejahen 41 Prozent, dass die Tageszeitung, die es zuhause gibt, spezielle Seiten für Kinder enthält, die von den Kindern dann mehrheitlich auch gerne angeschaut werden. 37 Prozent geben an, dass es in „ihrer“ Tageszeitung keine speziellen Kinderseiten gibt. Die restlichen 22 Prozent lesen zwar zumindest selten eine Tageszeitung (bei Freunden, in Arztpraxen, bei Verwandten etc.), haben zuhause aber keinen Zugang zu einem Abo.
2. Hörbücher und Hörspiele
Hörspiele sind für Kinder eine weitere Möglichkeit, in Geschichten einzutauchen, insbesondere wenn die eigenen Lesefähigkeiten noch nicht sehr ausgeprägt sind. 53 Prozent der Sechs- bis 13-Jährigen hören zumindest selten Hörspiele oder Hörbücher an, jeder Vierte lauscht den Geschichten regelmäßig. Mädchen (27 %) zählen etwas häufiger zu den regelmäßigen Nutzern als Jungen (23 %) und die Jüngsten (6-7 Jahre: 43 %) sind am häufigsten mindestens einmal pro Woche Zuhörer, für die Ältesten (12-13 Jahre: 8 %) ist das Medium Hörbuch nicht mehr so interessant. Jeder Fünfte hat ein Lieblingshörbuch oder -hörspiel. Entsprechend der jungen Nutzergruppe wenden sich die genannten Titel hauptsächlich an Jüngere.
Grafik: Lieblingshörbücher/-hörspiele 2016 „Gibt es ein Hörbuch/-spiel, das dir besonders gut gefällt?“
Grafik: Liebste Freizeitaktivitäten 2016
Publikation:
KIM-Studie 2016
Kindheit, Internet, Medien
Basisstudie zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger in Deutschland
Autoren: Sabine Feierabend (SWR Medienforschung), Theresa Plankenhorn (LFK), Thomas Rathgeb (LFK)
Herausgeber: Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs), Stuttgart, Februar 2017
Die Studienreihe KIM wird herausgegeben vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs), der gemeinsam von den Landesmedienanstalten in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz – der Landesanstalt für Kommunikation (LFK) und der Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK) – getragen wird. Die Durchführung der Studien erfolgt in Kooperation mit dem Südwestrundfunk (SWR).
Kontakt:
Thomas Rathgeb
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs)
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