Schülertext

Dann öffnete sich mir die Tür ...

14.01.2014

Schreib- und Buchprojekt für Kinder und Jugendliche aus dem Ruhrgebiet




© Geest-Verlag
© Geest-Verlag
Es ist bereits die neunte Anthologie mit Texten von Kindern und Jugendlichen aus dem Ruhrgebiet, die im Rahmen des Schreib- und Buchprojekts www.ruhrlesebuch.de erschienen ist. Das Projekt gibt jungen Autorinnen und Autoren zwischen 10 und 20 Jahren die Möglichkeit, sich über das literarisierend zu äußern, was ihnen auf der Seele liegt. So ist ein echtes Ruhrlesebuch entstanden, in dem junge Menschen, die einen mit, die anderen ohne Migrationsgeschichte in der Familie, davon erzählen, wie es ihnen vor und hinter einer Tür ergangen ist, was sie auf der Türschwelle gefühlt haben, ob sie freundlich aufgenommen oder abgewiesen wurden und was dieses Erlebnis an ihnen verändert hat. Die folgenden Auszüge aus der Anthologie verdeutlichen, wie einfallsreich und individuell die jungen Autorinnen und Autoren mit Türen umgehen.

Svenja Neumann (16 Jahre)
Stellt euch mal vor, es gäbe keine Türen. Jeder könnte bei euch ein- oder ausspazieren, wie es ihm gerade passt! Wie soll die Privatsphäre erhalten bleiben ohne Türen? Oder wie sollen wilde pubertäre Teenis Türen zuknallen, wenn Mama und Papa mal wieder Recht haben, es aber gar keine Tür zum Zuschlagen gibt? Wie sähe unser Leben aus ohne Türen?

Elena Kreizer (18 Jahre)
Meine Tür ist etwas ganz Besonderes. Sie ist eigentlich eine ganz normale Holztür, aber gleichzeitig auch mein Leben. Immer wenn etwas passiert, klebe ich ein Stück Glas auf die Tür und schreibe das Geschehnis auf. Sie ist meine eigene Mosaiktür, die mein Leben zusammenfasst. Ich nehme immer verschiedenfarbige Glasstücke, nicht größer als eine Walnuss. In unserem Haus gibt es keine schönere Tür.

Sina Neogy (18 Jahre)
Ich brauche etwas Zeit zum Nachdenken, Privatsphäre, Zeit für mich. Ich gehe also zu einer anderen, mir bekannten Tür, die sich quietschend öffnet. Eine Tür, von der ich weiß, dass sie sich jederzeit wieder öffnen lässt, egal, auf welcher Seite ich stehe. Eine Tür, die Schutz bietet, eine, die man verriegeln oder offen-stehen lassen kann. Ganz wie man möchte.

Hülya Öncel (15 Jahre)
Fasse die Türklinke / und öffne die Tür! / Sei auch du mutig / und entscheide / den nächsten Schritt.

Lisa Hermann (15 Jahre)
Doch dann bekamen die verschlossenen Türen mit der Zeit Risse und Löcher, durch die allmählich die ersten Sonnenstrahlen hineinschienen. Der Grund war die Hilfe, die ich bekommen habe. Jetzt steht mir die Zukunft offen, doch das Ungewisse scheue ich nicht, nein, es macht mich neugierig.

Der Verleger Alfred Büngen über die Anthologie:
Wer hat das noch nicht erlebt! Dass sich ihm auf einmal eine Tür öffnet. Vielleicht sogar „die“ Tür. In Wirklichkeit wie im übertragenen Sinn. Endlich, sagt der eine, um Himmels willen, der andere. Es ist ein wichtiger Moment, vielleicht sogar der entscheidende Moment im Leben! Bin ich willkommen auf der anderen Seite der Tür oder werde ich gerade eben wortwörtlich vor die Tür gesetzt? Was sehe ich dahinter? Etwas Schönes, auf das ich schon lange gewartet habe? Oder den Schrecken, der alles bei mir auf den Kopf stellt und mir Angst einjagt?

Das sind Fragen, wie sie sich jeder stellt. Was aber sagen Jugendliche dazu? Jugendliche, die im Ruhrgebiet leben? Was haben sie erlebt und was erleben sie? Was haben sie gefühlt und was fühlen sie? Was bedeutet es für sie, durch diese Tür zu gehen? Woher sie auch kommen und wo auch immer sie mit ihrer Familie zu Hause sind!
Dass die Jugendlichen im Ruhrgebiet zu diesem Thema sehr viel zu sagen haben, zeigt die neue Essener Anthologie mit dem gleichnamigen Titel. Viele von ihnen haben mitgeschrieben, die einen mit, die anderen ohne Migrationsgeschichte in der Familie. Geschrieben haben sie alle mit Herzblut. Entstanden ist dabei ein echtes Ruhrlesebuch. Es ist bereits die neunte Essener Anthologie, also auch deshalb etwas Einmaliges in der bundesdeutschen Jugendliteraturszene!

Dann öffnete sich mir die Tür ...
Ein‐ und Ausblicke von Kindern und Jugendlichen aus dem Ruhrgebiet.

Andreas Klink und Artur Nickel (Hg.)
Grafiken von Veronika Effling
Geest‐Verlag 2013
ISBN 978‐3‐86685‐433‐8
320 Seiten, 12 Euro

Kontakt:
Dr. Artur Nickel
Am Stenshof 117
44869 Bochum
Tel.: (02327) 974246
E-Mail: arturnickel@web.de
Internet: www.ruhrlesebuch.de

Redaktionskontakt: schuster@dipf.de